„enterability Afrika“

Trotz kürzlich erfolgter Existenzgründung findet dieser Schneider noch Zeit, um in Gebärdensprache zu unterrichten

Auch wenn sich enterability in den letzten Jahren von Berlin bis nach Sachsen-Anhalt ausgebreitet hat, steht es nicht auf unserer Agenda, dass wir auch in Afrika beratend tätig werden. Und womöglich ist das auch gar nicht nötig.  Im März dieses Jahres war ich auf einer Reise in den Sudan, um mir in der Region Darfur, Projekte von PartnerAid anzuschauen. Neben meiner Tätigkeit als Gründungsberater für enterability in Halle, bin ich auch für diese Organisation tätig. Als eine Mitarbeiterin vor Ort, die selbst schwerbehindert ist, hörte, dass ich in Deutschland mit Menschen mit Behinderung arbeite, war sie so begeistert, dass sie mich zur „disabled society“ einlud, die sich einmal pro Woche trifft. Diese Einladung konnte und wollte ich natürlich nicht ausschlagen. Es folgte eine faszinierende Begegnung mit Menschen, die sich nicht von ihrer Behinderung einschüchtern ließen und anfingen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Interessanterweise war es recht schwer zu erklären, was meine Arbeit in Deutschland denn genau sei, denn im Sudan ist es relativ klar, dass es für Menschen mit Schwerbehinderung kaum eine Alternative zur Existenzgründung gibt. So lernte ich einen Milchverkäufer kennen, der über eine Förderung einen Kühlschrank finanzieren konnte. Und einen hörbehinderten Schneider, der nun am Markt seine Dienstleistungen anbietet. Nebenbei ist er noch Ausbilder für Gebärdensprache. Berührend war für mich, die Geschichte einer 53-jährigen Frau, die vor zwei Jahren erblindet ist, und nun anfängt zu Hause Parfüm zu verkaufen.

Ganz besonders war für mich, dass diese Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen einmal die Woche zusammen kommen, um sich auszutauschen ,zu  feiern und ermutigen und sich gegenseitig Fähigkeiten beizubringen. In Berlin sagt man wohl „Netzwerktreffen“ dazu.  In Berlin wird bei diesen Treffen nicht gesungen und getanzt, in Darfur dieses Mal auch nicht. Drei Mitglieder der „disabled society“ sind kürzlich verstorben und deshalb während eines Zeitraums von 40 Tagen nicht gesungen – schade, das hätte ich doch sehr gerne miterlebt.

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