Portrait von Andreas Leutloff, Berater für Späterblindete

Ich heiße Andreas Leutloff, bin 47 Jahre alt und von Geburt an praktisch blind. Mit meiner Frau und den beiden Kindern wohnen wir in Wittenberg. In den vergangenen 25 Jahren war ich in verschiedenen Busunternehmen erst als Telefonist, dann als Bus-Innenreiniger tätig. Letztere Tätigkeit konnte ich auf Grund widriger Arbeitsbedingungen und sich daraus ergebender Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber nicht mehr ausführen.

Ich musste danach einsehen, dass es für mich in Wittenberg fast aussichtslos ist eine Arbeit zu finden. Ein Umzug kam für mich aus familiären Gründen nicht in Betracht, ist doch die Arbeitsmarktsituation anderswo für unseren Personenkreis auch nicht wesentlich besser. Andererseits war es mir in meinem Alter noch wichtig, etwas Sinnvolles für Blinde und Sehbehinderte zu tun. So erfuhr ich über den deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband und die Agentur für Arbeit von enterability.

Da ich von Geburt an mit diesem Handicap lebe und eine recht gute Orientierung habe,  reifte die Überlegung in die Selbstständigkeit zu gehen. Begünstigend war auch, dass ich schon viele Jahre ehrenamtlich beim BSV SA gearbeitet habe und dadurch feststellen musste, wie schwer Neuerblindeten die Bewältigung im Alltag fällt. So stellte ich Herrn Bittner von enterability mein Konzept für die Tätigkeit vor. Da ich durch meine Augenerkrankung leistungsgemindert bin, aus diesem Grund auch invalidisiert bin, ging es mir im Wesentlichen darum, im Rahmen von zirka 20 bis 30 Wochenstunden einen angemessenen Zuverdienst zu meiner kleinen Rente zu erzielen. So erarbeiteten wir gemeinsam ein Konzept, welches Arbeitsabläufe und finanzielle Rahmenbedingungen beinhaltet. Auch das Integrationsamt ist mir bei der Bewältigung der Aufgaben sehr hilfreich und ebenfalls ein sehr objektiver Begleiter. Dies kann man von der deutschen Rentenversicherung keinesfalls sagen. Auch die Agentur für Arbeit sollte mehr transparente Möglichkeiten der Begleitung für Gründer eines Unternehmens anbieten.

Trotz einiger Schwierigkeiten ist es mir mit Herrn Bittner gelungen nachfolgend kurz beschriebenes Dienstleistungsangebot zu erarbeiten:

  • Einmalige persönliche Beratung Neuerblindeter zu einem fairen Festpreis. Dabei sollen den Betroffenen Wege aufgezeigt werden, wie der Alltag zukünftig bewältigt werden kann, Angehörige mit der neuen Situation umgehen sollten und vieles mehr.
  • Beratungen zur Barrierefreiheit für Blinde und Sehbehinderte in Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen und im öffentlichen Raum, wo es um die Benutzbarkeit von barrierefreien Zusatzeinrichtungen geht.
  • Schulungen für Bildungsträger, Arbeitgeber und andere zum Thema“ Wie gehe ich mit sehbehinderten Menschen um und was bedeutet es für den einzelnen mit einer solchen Behinderung zu leben“

Auch Infoveranstaltungen zum Thema“ Blinde im Straßenverkehr“ oder „Wie funktioniert das Sehen“  um nur einiges zu nennen wird es geben.

Da ich die gesamte Arbeit von mir zu Hause direkt koordinieren kann und mir eine Arbeitsassistenz bewilligt wurde, ist es mir möglich dieses Kleinunternehmen auf die Beine zu stellen. Dadurch kann ich meine verbleibenden Kräfte so einteilen, dass ich die Arbeit – so hoffe ich – bewältigen kann.

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